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Großer Wiesenknopf Artenvielfalt

Der Große Wiesenknopf ist Blume des Jahres 2021

Blumenwiesen – Hotspots der Artenvielfalt

Text: Pressemitteilung Loki Schmidt Stiftung und Tine Sprandel

Bunte Blumen, umherschwirrende Bienen, Schmetterlinge und Libellen: Träumen wir uns kurz in den Sommer und stellen uns artenreiche, blühende Wiesen vor… Einigen mag dieser Anblick noch vertraut vorkommen, doch extensives, also schonend genutztes Grünland ist in den letzten 50 Jahren massiv zurückgegangen. Dabei zählt es zu den artenreichsten Lebensräumen unserer Kulturlandschaft.

Der Blüten- und Strukturreichtum des Grünlands, insbesondere der Feucht- und Nasswiesen, bietet zahlreichen Tier- und Pflanzenarten eine wichtige Lebensgrundlage. Darunter sind der Große Wiesenknopf, Schlangen-Knöterich und Kohl-Kratzdistel, seltene Schmetterlingsarten sowie Kiebitz und andere Wiesenvögel .

Mit der Aktion „Blume des Jahres“ rückt die Loki Schmidt Stiftung seit 1980 in jedem Jahr einen selten gewordenen Lebensraum in den Fokus und gibt der Natur damit eine Stimme.

Seit 21.10. 2020 ist es offiziell: Der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) wird Blume des Jahres 2021. Seine Bestände sind rückläufig, sein Zuhause bedroht. Mit dieser Wahl setzt sich die Loki Schmidt Stiftung für den Erhalt seines artenreichen Lebensraumes, das extensiv genutzte Grünland, ein.

Großer Wiesenknopf BlüteGroßer Wiesenknopf – dunkelrote Pracht auf filigranem Grün

Der Große Wiesenknopf wird 50-120 cm groß, die Blätter sind gestielt und bestehen aus 2-4 gesägten Blattpaaren sowie einem Endblatt. Sie wachsen grundständig und an einem aufrechten, runden Stängel, der sich im oberen Drittel verzweigt, wechselständig. Am Ende thront der ährenartig geformte Blütenstand. Die Einzelblüte ist dunkelrot. Das Köpfchen besteht aus bis zu 40 Einzelblüten.

Für die Küche: Der Große Wiesenknopf ist sogar im Winter zu finden, solange es nicht zu kalt ist

Zu Zeiten, als die Vorkommen noch groß waren, hat man Wurzeln, die im Herbst, Winter und Frühjahr des ersten Jahres gesammelt wurden, zu einer Art Würzmehl für Gemüsebreie/Pürees oder Brotteige vermahlen oder man hat sie wie Wurzelgemüse gegart. Man kann die Wurzeln geschält und geraspelt in Salate geben.

Frische Triebe und junge Blätter, von April bis Juni gesammelt, schmecken im Salat, in Kräuterbutter und Kräuterquark. Ebenso lassen sie sich zum Würzen von strengerem Gemüse, Suppen oder auch Fleischgerichten verwenden. Da der Große Wiesenknopf durch den Kochvorgang sein feines, würziges Aroma verliert, füge ihn erst nach dem Kochen zum Gericht.
Die dunkelroten Blütenstände werden kleingeschnitten, zu Salaten gemischt oder als mildes Gemüse gegart.

Hinweis: Der kleine Bruder, der Kleine Wiesenknopf kann ebenso verwendet werden. Sein Kraut gehört zu den Zutaten für die berühmte Frankfurter Sauce. Pimpinelle, wie der Kleine Wiesenknopf auch genannt wird, ist noch etwas würziger und feiner im Geschmack als der große Wiesenknopf.

Im Mittelalter galt der Große Wiesenknopf als bedeutendes Kraut zum Schutz vor Pest und auch als Mittel gegen Tuberkulose. Heute wird er nur noch selten verwendet, dabei können wir seine hervorragenden Heilkräfte bei Blutungen und anderen Leiden jetzt genauso anwenden wie damals.

Großer Wiesenknopf BlätterDer Große Wiesenknopf in der Heilkräuterkunde

In der Heilkräuterkunde behandelt man mit dem Großen Wiesenknopf innere und äußere Blutungen. Aus der traditionellen chinesischen Medizin ist die Anwendung bei blutigen Durchfällen und blutigen Hämorrhoiden bekannt.

Durch langsames Trocknen, damit das Aroma erhalten bleibt, machst du die Blätter haltbar. Für einen Tee übergießt du zwei Teelöffel Blätter mit 200 ml heißem, aber nicht mehr kochendem Wasser. Dieser Tee wird bei Blähungen, Durchfall, zu starker Menstruation sowie Schleimhautentzündungen empfohlen und ist auch als Spülung bei entzündeter, blutender Mundschleimhaut geeignet.

Frische Blätter oder die geriebene frische Wurzel auf Wunden und Brandblasen aufgelegt unterstützen die Heilung und wirken entzündungshemmend.

Große Wiesenknopf und der Helle und Dunkle Wiesenknopf-AmeisenbläulingDer Große Wiesenknopf und der Helle und Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling

Wie eng das Leben verschiedenster Bewohner in einem Ökosystem verzahnt ist, zeigt sich am Beispiel des Hellen und Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling: Seine Existenz ist ganz und gar abhängig von bestimmten Wiesenameisen und dem Großen Wiesenknopf.

(Mehr zu dem faszinierenden Zusammenhängen im Artikel „Ameisen, Meister der Vernetzung“ im Lavendelo 15 Sommer 2020).

Wir können nur staunen und beobachten, in welch vielfältiger Weise Lebensformen miteinander verknüpft sind!

Große Wiesenknopf GrünlandExtensiv genutztes Grünland als Teil traditioneller Kulturlandschaft

Als Teil der traditionellen Kulturlandschaft ist extensiv genutztes Grünland, das Zuhause des Großen Wiesenknopfes, zwar weitgehend menschengemacht, hat sich aber über Jahrtausende zu einem festen, artenreichen und schützenswerten Teil Mitteleuropas entwickelt. Lebensräume wie diese zeigen, welch hohe Verantwortung wir übernehmen, wenn wir die Landschaft um uns herum überformen: Aufgrund der maschinell schwierig durchzuführenden Bewirtschaftung und des relativ geringen Ertrags wurde vielerorts die klassische Heugewinnung auf solchen Standorten aufgegeben. Unter den heutigen Marktbedingungen sind sie unwirtschaftlich geworden. Stattdessen wurden viele dieser Wiesen trockengelegt, intensiv beweidet oder zu Äckern umgebrochen. Anderenorts wurde die Bewirtschaftung ganz aufgegeben. Schilf, Hochstauden und Gehölze traten an die Stellen der bunten Wiesenblumen.

Mit der Benennung des Großen Wiesenknopfes zur Blume des Jahres möchte die Loki Schmidt Stiftung auf die komplexen Probleme der Intensivierung der Grünlandwirtschaft aufmerksam machen und die freundliche Wiesenpflanze als Sympathieträger in den Fokus rücken.

2021 wird die Stiftung verschiedene Führungen, Tagungen und andere Aktionen zum Großen Wiesenknopf anbieten und die Pflanze in ihrem natürlichen Lebensraum vorstellen. Die Termine werden ab Februar auf der Website (www.loki-schmidt-stiftung.de) und im Veranstaltungskalender veröffentlicht.

 

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Fotos: ©Julian Denstorf – Sanguisorba officinalis auf der Wiese; ©Angelica Jerzewski – Sanguisorba officinalis Blüte; ©Julian Denstorf – Blatt Grosser Wiesenknopf; ©Karin Rollett-Vlcek – Heller Wiesenknopf Ameisenbläuling; ©Hermann Timman – Sanguisorba officinalis mehrere Blüten; (www.loki-schmidt-stiftung.de)

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