Gemeinsam schmeckt es besser
Text: Karin Bechstein und Tine Sprandel; Bild: Karin Bechstein
Die Larven der Birkenblattwespen zeigen ein verblüffendes Verhalten: Sie treten gerne in Gruppen auf und fressen gemeinsam. Soweit ist noch nichts außergewöhnlich. Werden sie dabei gestört, formen sie ihre Körper zu einem charakteristischen „S“. Man nimmt an, dass sie damit mögliche Fressfeinde erschrecken wollen. Das Überraschende daran: Auch wenn nur eine von ihnen betroffen ist, folgen alle anderen nach. Sie nehmen ihre Fresstätigkeit erst wieder auf, wenn die Störung behoben ist.
Steckbrief Breitfüßige Birkenblattwespe
Die Breitfüßige Erlen- oder Birkenblattwespe (Craesus septentrionalis) tritt – wie der Name schon sagt, an Birken, Erlen, Hainbuche, Esche, Ahorn, Mehlbeeren und Weiden sowie an Haselnuss und Baumhasel auf.
Das Weibchen legt Eier in kleinen Gruppen an der Unterseite der Blätter in Blattrippen ab. Die schlüpfenden Larven fressen in Gemeinschaft vom Rand der Blätter nach innen und lassen nur stärkere Blattrippen stehen (Skelettierfraß). Nach 6 Larvenstadien verpuppen sich die Larven im Boden und schlüpfen im Jahr darauf als fertiges Insekt.
Die Larven sehen auf den ersten Blick wie Schmetterlingsraupen aus, sie haben aber mehr Beinpaare. Das sicherste Kennzeichen ist, dass sie zwischen den Beinpaaren an Brust und Bauch nur ein einziges freies Körpersegment haben, Schmetterlingsraupen mindestens zwei. Genau hinsehen muss man allemal.
Muss uns die Larve der Breitfüßige Birkenblattwespe beunruhigen?
Zwar fressen die Raupen der Breitfüßigen Birkenblattwespe zuweilen Blätter bis auf die Blattachsen kahl, aber ihre Wirtspflanzen sind robust und treiben zuverlässig wieder aus. Außerdem gibt es in einem naturnahen Lebensraum genug Gegenspieler: Ameisen, Schlupfwespen und Florfliegen zum Beispiel freuen sich an den Eiern.
Große Schäden richten die Larven der Breitfüßigen Birkenblattwespe selten an.
Nicht nur im Winter, wenn der Schnee sich auf entblätterte Bäume legt und der Frost alle Gartenbewohner zur Ruhe zwingt, kann man also getrost über solche Bilder staunen. Freue dich an dieser Raupengemeinschaft, die zeigt, wie vernetzt und einzigartig jede Art in der Natur ist.