Tomaten, Artischocken und Sommerblüher: Jetzt geht es los
Text: Tine Sprandel
Bist du auch ungeduldig? Dass es endlich losgeht? Dann ist Aussäen die richtige Vorbereitung. Aber gemach! Vieles dürfen wir nicht zu früh aussäen, sonst werden die Setzlinge „gackelig“. So haben wir während meiner Lehrzeit als Gemüsegärtnerin in Unterfranken Pflänzchen mit zu langen Stängeln und großen Abständen zwischen den Blattpaaren genannt.
Und regional variieren Aussaattermine – ich staune immer wieder, von welcher Gartenpracht unsere Autoren im Rheinland schon schwärmen, während wir in Oberbayern noch durch Schnee stapfen. Also sind wir auf die kleinen Gartenfreuden im Haus angewiesen. Doch damit kann es im Februar schon losgehen …
Frühe Aussaat – frühere Ernte
Wenn du ein Gewächshaus, einen Wintergarten oder ein sehr helles, warmes Fensterbrett hast, kannst du Mitte/Ende Februar mit den Tomaten starten. Wenn du derlei helle und gleichzeitig warme Bedingungen nicht bieten kannst, warte unbedingt bis März. Das hat mit der Lichtmenge zu tun. Pflänzchen, die zu dunkel stehen, entwickeln einen überlangen Stängel, neigen dazu, sich zu verbiegen und werden nicht so robust.
Ich ziehe Tomaten meist ab Februar vor, dann haben die Pflänzchen Mitte Mai,wenn sie endgültig ins Freie dürfen, schon Blüten angesetzt. Das gleiche gilt für Paprika und Chili. Auch manche Salatsorten und manche Blumensorten kann man früh aussäen.
Einen Tipp habe ich noch:
Probiere es mit Artischocken!
Die Artischocke ist ein mehrjähriges Feinschmeckergemüse und eine bewährte Heil- und Zierpflanze. Im Permakulturgarten liebe ich sie, weil sie soviele Funktionen erfüllt.
- Bodendecker
- Insektenmagnet
- Heilpflanze +
- Delikatesse für den Menschen
- Augenweide
- Tiefwurzler, der mit seinen Pfahlwurzeln Boden in die Tiefe lockert
Die Artischocke passt daher nicht nur ins Gemüsebeet, sondern auch in den Waldgarten, in eine Obstbaumgemeinschaft oder als Blickfang in ein Staudenbeet. Sie ist zwar nicht heimisch aber ausgesprochen wertvoll für Bienen und Insekten.
Die Anzucht der Setzlinge beginnt ebenso jetzt im Februar an einem warmen, hellen Ort.
- Aussaattiefe: 1 bis 2 cm
- Keimtemperatur: 20 bis 25 Grad
- Nach der Keimung vereinzeln (pikieren)
- Auspflanzen nach den Eisheiligen, 1×1 m Pflanzabstand, sonniger und warmer Standort, Starkzehrer
Tipp: Normalerweise erscheinen die Blüten zum Beispiel der Sorte Cynara cardunculus ‚Imperial Star‘ im Folgejahr und werden im geschlossenen Zustand geerntet. Bei sehr früher Aussaat (jetzt im Februar!) bilden sie bereits im ersten Jahr viele Blütenknospen aus, die geerntet werden können.
Da sie stark frostempfindlich ist, muss die Artischocke über den Winter mit einer dicken Stroh- oder Laubschicht geschützt werden. Hast du schon Artischocken im Garten? Dann überprüfe den Winterschutz!
Für die Aussaat brauchst du:
- Aussaaterde
- Gießkanne mit feiner Brause
- Aussaatschalen oder Anzuchttöpfe
- Sieb
Fülle in eine Aussaatschale oder ein flaches Gefäß etwa fünf Zentimeter hoch Aussaaterde. Sogenannte Multitopfplatten oder einzelne kleine Töpfe eigenen sich besonders gut, da später das Pikieren einfacher ist.
Stoße die Aussaatschale auf die Arbeitsplatte, damit die Erde sich setzt und drücke sie etwas an. Befeuchte die Erde mit einem Wassersprüher. Streue den Samen breitwürfig aus – so dass ein Samenkorn mindestens 1 Zentimeter Platz in alle Richtungen hat. Bedecke sie mit einer Schicht Aussaaterde (am besten gesiebt), ca. 0,5 cm stark. Tomatensamen gehören zu den Dunkelkeimern. Bis zum Aufgehen der Samen sollten etwa 20 ^C und Luftfeuchtigkeit vorhanden sein. (Plastikhaube und andre Abdeckung!)
Nach circa 10 Tagen entwickeln sich die ersten Triebe mit zwei Keimblättern. Sobald sich das erste typische Tomatenblatt zeigt, darfst du die Jungpflänzchen pikieren.
Tomaten pikieren heißt die kleinen Pflänzchen umtopfen
Mit dem Pikieren werden die Pflänzchen angeregt, neue Wurzeln zu bilden und den Wurzelballen zu verdichten. Mit dem Pikieren werden beste Voraussetzungen für ein gesundes Wachstum der Tomaten gelegt!
Fülle dazu saubere, 8 – 9 cm – Plastiktöpfe mit Blumenerde. Hebe die Jungpflanzen vorsichtig mit dem Pikierholz oder mit dem Zeigefinger von unten aus der Aussaatschale. Achte darauf, die kleinen Wurzeln möglichst wenig zu beschädigen. Zu lange Wurzeln darfst du einkürzen. Zum Einpflanzen in die neuen Töpfe verwendest du ebenfalls den Zeigefinger oder ein Pikierholz: Forme ein kleines Loch in der Größe des Wurzelballens, stelle die Pflanze hinein und drücke sie seitlich an. Wenn du vorsichtig an dem Pflänzchen ziehen kannst und es nicht sofort wieder aus der Erde rutscht, sitzt die Tomatenpflanze fest genug.
Hast du Multitopfplatten oder kleine Töpfe zur Aussaat verwendet, pflanzt du den gesamten Erdballen in den neuen größeren Topf. Jetzt bei etwa 15 °C weiterkultivieren.
Die Jungpflanzen bleiben nun bis Mitte Mai im Wintergarten oder auf der Fensterbank. Tomaten sind sehr frostempfindlich, und dürfen erst nach den Eisheiligen ins Freie. Gibt es lange warme Perioden, stelle ich die Pflänzchen tagsüber bereits ins Freie. zunächst allerdings in den Schatten. Das nennt man Abhärten. Ohne diese Eingewöhnungszeit über mindestens eine Woche würden die jungen Blättchen verbrennen. Sie müssen sich erst an die UV-Strahlung der Sonne gewöhnen.
Blumen säen im Februar
Die meisten Sommerblüher dürfen im Februar noch in den Samentüten ausharren, doch ein paar freuen sich auch auf eine frühe Aussaat: Hierzu zählen Löwenmäulchen, Nelken, Petunien, Männertreu und Lobelien. Auch die meisten Mehrjährigen, also Stauden, können jetzt im Februar gesät werden.
Auch Kaltkeimer können jetzt im Februar gesät werde,. am besten in Töpfe, die man draußen etwas geschützt aufstellt. Im Temperaturbereich zwischen -4 und +4 °C bekommen sie einen Kältereiz. Zu den Kaltkeimern zählt die Petersilie und unter den Stauden die Echinacea. Die keimt zwar ohne Probleme auch im Haus. Früh gesät blüht sie mit etwas Glück aber noch im selben Jahr.
Für die meisten Sommerblüher gilt: Früher auszusäen bringt nichts, denn die Keimlinge wachsen zu langen, weichen Pflänzchen heran und leiden unter Lichtmangel. Spätere Saaten holen sowieso meist auf.
Tipp: Generell günstige Zeit im Febraur für Säen und Anpflanzung nach dem Mondkalender (einige Pflanzen haben spezielle Tage der Aussaat und Anpflanzung): 16.-29.2.2024
Wieder so ein schöner mit Liebe gestalteter Beitrag. Danke dafür!!