Warum Besenheide und Spielrasen nie den gleichen Boden mögen
Text: Tine Sprandel; Bild: Udo Steinhäuser; Neudorff
Gerade erreichte uns die Meldung der Loki Schmidt Stiftung, dass die Besenheide im Jahr 2019 Blume des Jahres wird*.
In Norddeutschland gehört sie inmitten einer bezaubernden Heidelandschaft zum bekannten und beliebten Landschaftsbild, das sich jeden Sommer in ein lilafarbenes Meer verwandelt. Und an der Besenheide tummelt sich das Leben! Kaum zu glauben, denn die artenreichsten Pflanzenbestände wachsen am besten auf mageren, sauren und trockenen Böden. Gerade Insekten haben sich mit der Zeit perfekt an diese Bedingungen angepasst.
Will man also wie in Hamburg die Besenheide in größerem Stil auswildern, ist die erste Voraussetzung: saurer Boden. Was ist das? Wie testet man ihn – und kann man den Säuregrad des Bodens beeinflussen?
Der Säuregrad eines Bodens wird durch den pH-Wert gemessen. Er beeinflusst die Aktivität des Bodenlebens und die Verfügbarkeit von Nährstoffen. Selbst wenn ausreichend Nährstoffe im Boden vorhanden sind, sind sie unter Umständen aufgrund eines pH-Werts im falschen Bereich für die Pflanzen nicht verfügbar. Auch haben Pflanzenarten einen unterschiedlichen Anspruch an die Bodenqualität und den pH-Wert. Es gibt also keinen allgemein gültigen und gewünschten Wert.
Boden mit einem pH-Wert unter 6,5 wird als sauer eingestuft, Boden mit einem pH-Wert von 7,5 und höher als alkalisch. Zwischen 6,5 und 7,5 gilt ein Boden als neutral.
pH-Wert unter 6,5 – sauer
Ein niedriger pH-Wert vermindert die Aktivität von Mikroorganismen und kann zu einer gering ausgebildeten Krümelstruktur führen. Gleichzeitig können Pflanzen durch einen niedrigen pH-Wert im Boden Schwermetalle vermehrt aufnehmen. Besenheide, Azaleen und auch manche Hortensien gedeihen auf solchen Böden allerdings prächtig, sie verlangen richtig danach.
pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5 – neutral
Die meisten Pflanzen in unseren Breiten schätzen neutralen Boden. Zum Beispiel gedeihen Rasenflächen im Garten am besten auf neutralem bis leicht alkalischem Boden, auf saurem Boden breitet sich gerne das Moos aus.
Eine Maßnahme, um den pH-Wert in den neutralen Bereich zu heben, heißt „kalken“. Man trägt den Kalk einfach auf die Fläche auf und wässerst anschließend oder arbeitet ihn oberflächlich in den Boden ein. Aber ist diese Maßnahme überhaupt notwendig? Die süddeutschen Böden auf dem voralpinen Kalkschotter sind in der Regel nie zu sauer – das heißt, hier würde Kalken nicht helfen. Das Moos im Rasen hat andere Ursachen.
pH-Wert über 7,5 – alkalisch
Ein erhöhter pH-Wert regt das Bodenleben an, was ja im Allgemeinen wünschenswert ist, allerdings reagieren manche Pflanzenkulturen empfindlich darauf. Außerdem führt der hohe pH-Wert zu einer Verminderung der Nährstoffverfügbarkeit bei Phosphat und bei essentiellen Spurenelementen.
Unterschiedliche Stoffe helfen, den pH-Wert zu senken: Torfersatzstoffe, Granitmehl oder Nadelkompost. Man verteilt sie über die gewünschte Fläche oder arbeitet sie leicht ein.
Allerdings sagt die Erfahrung, dass es leichter ist, den pH-Wert in einem sauren Boden anzuheben als in einem alkalischen abzusenken.
Für eine naturnahe Pflanzenkultur will ich als Gärtnerin also wissen: Welchen pH-Wert bevorzugt welche Pflanze und wie hoch ist der pH-Wert in meinem Boden?
pH-Wert testen
Es empfiehlt sich, pro Nutzfläche eigene Proben zu nehmen: im Rasen, im Rosenbeet, im Gemüsebeet, im Staudenbeet, unter der Hecke und so weiter. So gehst du am besten vor:
Mit einem Löwenzahnstecher möglichst senkrecht in den Boden stechenund vorsichtig herausziehen. Du erhältst einen Bodenquerschnitt, der bis in 10 bis 20 Zentimeter Tiefe reicht. Es ist wichtig, dass du nicht nur den Boden an der Oberfläche testest, sondern auch die unteren Schichten. Auf die gleiche Weise entnimmst du an möglichst vielen weiteren Stellen Erde und vermischst alles in einem Eimer.
Alternativ verwendest du einen Spaten. So erreichst du tiefere Schichten. Nimm vom Rande jedes Loches von oben nach unten eine etwa zwei Zentimeter dicke Schicht Erde. Mische alle Erdproben einer Art in einem Eimer.
Am einfachsten ist die Probennahme mit einem Bohrstock. Sie können bei Vereinen wie Obst- und Gartenbauvereinen oder Siedlergemeinschaften ausgeliehen werden.
So tief sollten die Proben gehen:
- Rasenflächen 10 cm
- Gemüsegarten, Staudenbeet 20-25 cm
- Obstbäume, Sträucher 30 cm
Wenn du die Proben verschicken möchtest, fülle jeweils aus einer Eimer-Mischung 500 g in eine Plastiktüte und beschrifte sie mit Datum, Kulturpflanzen und Ort der Probenentnahme.
Die Bodenanalyse für zu Hause
Im Handel gibt es Sets für die Bodenanalyse, die Firma Neudorff bietet zum Beispiel ein Set zur ph-Wert-Messung an. Du füllst etwas Boden aus deiner Probe in ein Röhrchen, mischst mit dem beigefügten destillierten Wasser und gibst eine Indikator-Tablette hinzu. Je nach Färbung kannst du den ph-Wert in einer beigefügten Vergleichstabelle ablesen.
Empfohlene Boden- pH-Werte für Gemüse
5,0 – 6,5: Chicoree, Kartoffeln
5,2 – 7,5: Tomaten
5,5 – 6,5: Mangold
5,5 – 7,0: Bohnen, Sellerie
5,5 – 7,5: Gurken, Kohlrabi, Kürbis
6,0 – 7,0: Brokkoli, Erbsen, Lauch, Melone, Möhren / Mohrrüben, Paprika, Rosenkohl, Rote Beete, Spargel, Spinat
6,0 – 7,5: Grünkohl, Radieschen, Zucchini
6,3 – 7,5: Salate
6,5 – 7,5: Blumenkohl, Porree / Lauch, Zuckermais
Empfohlene Boden- pH-Werte für Obst
4,0 – 6,0: Heidelbeeren
5,5 – 7,5: Erdbeeren
6,5 – 7,5: Kirschen
Was du noch alles zum Thema Boden wissen möchtest, findest du im Lavendelo – jede Ausgabe enthält einen Artikel zum Thema!
*Die Loki Schmidt Stiftung möchte mit der Benennung der Blume des Jahres 2019 auf die Gefährdung und den Verlust ihrer Lebensräume aufmerksam machen und sich für den Erhalt und die Pflege von Heidelandschaften einsetzen. Mehr Informationen: www.loki-schmidt-stiftung.de/
Foto: Udo Steinhäuser, Loki Schmidt Stiftung