Faser ABC / Einzeleintrag

Bleichen

Wäsche wurde schon immer gebleicht. Früher nutzte man dafür eine Wiese in der Nähe eines Flusses (Rasenbleiche) oder den sogenannten Bleichplatz. Das noch nasse Gewebe oder Garn lag flach ausgebreitet und kontinuierlich feucht gehalten auf dem Rasen in der Sonne.

Der Prozess war sehr zeitaufwendig. Die Rasenbleiche von Baumwolle konnte bis zu drei Monate und bei Leinen bis zu sechs Monate dauern. Haushaltswäsche wurde in Deutschland bis in die 1970er Jahre so getrocknet und gebleicht, in anderen Ländern wird es heute noch so gehandhabt. Durch die Fotosynthese des Grases entsteht Sauerstoff. Zusammen mit dem Wasser aus der Wäsche bildet sich Wasserstoffperoxid, ein Stoff mit stark bleichender Wirkung.

Dieser chemische Prozess liegt auch den modernen, auf Sauerstoff basierenden Wasch- und Bleichmittel zugrunde.

Beim Bleichen geht es darum, unerwünschte Färbungen von Naturfasern zu beseitigen und dem Alterungsprozess vorzubeugen. Für Baumwolle dient das Bleichen zusätzlich als Vorbehandlung zum Färben, da die Faserstruktur verändert wird. Heute kommen meist oxidative Bleichmittel wie Natriumhypochlorit, Natriumchlorit und Peroxidverbindungen zum Einsatz. Denn Naturfarbstoffe wandeln sich durch Oxidation in wasserlösliche Verbindungen um und können so ausgespült werden. Je nachdem, ob pflanzliche Fasern (Zellulose wie Baumwolle) oder tierische Fasern (Proteine wie Schafwolle) gebleicht werden sollen, ist der pH-Wert unterschiedlich. Baumwolle wird im alkalischen Bereich, Wolle dagegen im sauren Bereich gebleicht.

Aber: Bleichmittel entfetten die Wolle, lösen das schützende Lanolin ab und rauen die Faserschuppen auf. Da hier im Verlauf der Zeit viel ungesunde Chemie im Spiel war, werden die Regularien immer strenger. Das Gütesiegel GOTS zum Beispiel untersagt den Einsatz von Chlorbleiche komplett, Bleichmittel müssen auf Sauerstoff basieren.

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