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Wildkraut_Vogelmiere

Wildkräuter im Winter

Vogelmiere, Fichtennadeln oder Brunnenkresse: 12 Lieblingskräuter von Lavendelo-Autorinnen – mit Rezepten

Alles hat sich zurückgezogen. Nur noch kahle Äste, dürre Gräser und braune Blätter im Freien. Kein Wildkraut im Winter zu finden, mit dem du deine Winterküche auffrischen oder dein Immunsystem stärken kannst? Gar keins? Doch. Es gibt sie, die grünen Lichtblicke.
13 Kräuterkundige verraten ihre Lieblinge unter den Wildkräutern im Winter. Mit Rezepten und Verarbeitungstipps. So kannst du die Natur in die Küche, in die Pflege oder einfach nur in den winterlichen Alltag holen. Aber warum sind es 13 Kräuterkundige und nur 12 Lieblingskräuter? Lies selbst!

Alle Empfehlungen kommen von Lavendelo-Autor*innen, also den Expert*innen, die selber Kräuter sammeln, über sie schreiben, über sie unterrichten und vor allem: sie selbst nutzen.

Inhaltsverzeichnis Wildkräuter im Winter nach Autoren

Gudrun Rieck schätzt die Kraft der Vogelmiere – ihr Wildkraut im Winter

Die Vogelmiere (Stellaria media) gehört zu den Wildkräutern, denen Kälte nicht viel ausmacht. Deshalb findet man sie, sofern es keinen starken Frost gibt, den ganzen Winter über auf Äckern, aber auch in Gärten und Beeten. Das unscheinbare Kraut mit den winzigen, weißen Blüten ist ein wunderbarer Vitamin- und Mineralien-Lieferant und schmeckt nach zartem, frischem Mais. Es gibt viele Möglichkeiten, sie in der Küche zu verwenden, eine der schnellsten und schonendsten Zubereitungen ist ein Vogelmiere-Pesto. Da es nicht erhitzt wird, bleiben alle Vitamine erhalten.

Gudruns Rezept für dich: Pesto aus der Vogelmiere

  • 100 g frisches, junges Vogelmiere-Kraut (alle oberirdischen Pflanzenteile, gewaschen und grob gehackt)
  • 1-2 frische Knoblauchzehen
  • 50 ml Olivenöl (kalt gepresst)
  • 50g leicht angeröstete Sonnenblumen-Kerne

Alle Zutaten zusammen pürieren. Mit Salz und etwas frisch gepresstem Zitronensaft abschmecken. Fertig ist eine frühlingsgrüne Paste, die sich nicht nur zu Nudeln oder Gemüse reichen lässt, sondern auch pur als Dip oder, mit Frischkäse gemischt, einen extravaganten Brotaufstrich ergibt. Das Vogelmiere-Pesto schmeckt am besten frisch, im Kühlschrank ist es ca. 2 Wochen haltbar, wenn man es direkt in ein verschließbares Glas füllt und mit ca. 1 cm Olivenöl bedeckt.

Gudrun Rieck
https://maison-rieck.de/

Lilian Franz hat vorgesorgt und im Frühsommer eine Tinktur für den Winter hergestellt

„Tatsächlich begleitet mich in diesem Jahr besonders die Kleine Braunelle. Ich habe seit dem vergangenen Winter immer wieder mit größeren und kleineren Entzündungen an Zahnfleisch und im Rachen zu tun, so dass ich mir im Frühsommer statt meiner sonst bei Halsschmerzen üblichen Salbei-Teekur eine Tinktur aus der blühenden Kleinen Braunelle hergestellt habe. Die rasche und zuverlässige Wirkung hat mich sehr begeistert, und nun wird sie auch für äußerliche Wunden bei Hund und Katz’ her genommen. So ist die kleine Braunelle für unsere Familie seit diesem Jahr eine große Bereicherung in der Kräuter-Apotheke; so auch für den bevorstehenden Winter, der bestimmt wieder mal eine Erkältung mit Halsschmerzen im Gepäck hat. Die enthaltene Rosmarinsäure hat eine stark antivirale Wirkung, welche auch dann hilft, wenn ein Lippenherpes auftreten sollte.
Im nächsten Jahr werde ich sie destillieren und ich bin jetzt schon sehr gespannt auf das Resultat.

Lilian Franz
https://wildblumenpfad.de/

Tipp: Die Kleine Braunelle ist Blume des Jahres 2023. Im Lavendelo 25, Frühjahr 23, gibt es dazu ein ausführliches Porträt!

„Ein bisserl wie im Wald“, fühlt sich Karin Greiner beim Verarbeiten der Fichtennadeln

Karins Greiners Lieblingswild-„Kraut“ ist ein Baum: die Fichte. „Wenn ich die Hand an ihren starken Stamm lege, spüre ich die Wärme ihres Holzes. Wenn ich den Duft ihres Harzes rieche, durchströmt mich die Wärme ihrer Lebensfreude. Wenn ich ihre Nadeln streichle, bemerke ich die Wärme ihrer immergrünen Ausdauer. Und wenn ich aus den Nadeln einen Tee koche, ein Bad zubereite, eine Dampfinhalation mache, eine Einreibung vornehme, entfalten die wärmenden Eigenschaften der Fichte all ihre Kraft. Das hilft auch in eisigsten Momenten, lässt mich weder körperlich noch seelisch frieren.

Frische Fichtennadeln mit Zucker fein vermahlen backe ich gerne in Kekse und Kuchen, mit Tannenzweigen würze ich Wintergemüse, Suppen und Saucen. Da fühle ich mich ein bisserl wie im Wald – geborgen unter den mächtigen Ästen der „Mutter Fichte“.

Rezept Fichtennadel-Heidesand

  • 2-3 EL frische Fichtennadeln (wer mutig ist, nimmt mehr!)
  • 250 g Zucker
  • 250 g Butter
  • etwas Vanillemark oder Vanillezucker
  • abgeriebene Schale ½ Bio-Orange
  • 1 Prise Salz
  • 3 EL Milch
  • 350 g Dinkelvollkornmehl
  • ½ TL Backpulver

Fichtennadeln mit 100 g Zucker in einen Universalzerkleinerer geben und fein mahlen. Durchsieben, um gröbere Nadelstücke zurückzuhalten.

Butter zerlassen und leicht bräunen lassen, anschließend in eine Schüssel umfüllen und abkühlen lassen, bis sie wieder fest geworden ist. Butter schaumig rühren (in einer Küchenmaschine oder mit dem Handmixer). Die Hälfte des Fichtennadelzuckers, Gewürze und Milch nach und nach unterziehen. Alles so lange rühren, bis sich der Zucker mit der Butter aufgelöst und innig gemischt hat.
250 g vom Mehl mit dem Backpulver mischen und über die Buttermasse sieben, mit Hilfe des Geräts zu einer Masse verarbeiten. Diese mit dem restlichen Mehl auf einer Arbeitsfläche zu einem Teig verkneten. Teig dritteln und jeweils zu einer Rolle formen, in Frischhaltefolie wickeln und 2-3 Stunden in den Kühlschrank stellen.
Backbleche mit Backpapier belegen. Teigrollen in etwa 0,5 cm dicke Scheiben schneiden, auf die Bleche legen. Bei 160 °C (Umluft) etwa 15 Minuten goldgelb backen.
Noch ganz heiß mit dem restlichen Fichtennadelzucker bestreuen.

Fichten-nadelig-duftend-wärmende Grüße

Karin Greiner
www.pflanzenlust.de

Julia Schmidts Lieblingskraut im Winter ist die Minze

„Das enthaltene Menthol wirkt erfrischend und verhilft mir so zu einem guten Start in den Tag. Im Winter brühe ich mir gerne 2-3 getrocknete Blätter auf. Dann genieße ich den wohltuenden Dampf und den belebenden Geschmack hinterm warmen Ofen. Und wenn mir nach einer feinen Süßspeise zumute ist, mahle ich Minze zusammen mit Zucker ganz fein und gebe sie in Speisequark. Das gibt nicht nur eine hübsche grüne, elfenhafte Farbe, sondern schmeckt auch noch zauberhaft frisch!

Man sagt, die Minze breite sich schneller aus als man einen Tee mit ihr kochen kann. Deshalb habe ich keine Sorge, dass sie mir je ausgehen wird.
Aber Achtung, man sollte sie nicht in großen Mengen konsumieren, weil sie sauer verstoffwechselt wird. Kinder unter 3 Jahren sowie stillende Mütter sollten lieber ganz darauf verzichten.“

Julia Schmidt
https://www.kräuterjuli.de/

Tipp: Von Julia stammt das auch das schöne Gedicht „Die Geschichte von der Fichte“

Ingrid Müller kommt mit Ingwer-Zitronen-Tee über den Winter

Autorin Lavendelo Ingrid Müller

„Die Zitronen wachsen bei mir im Gewächshaus, sozusagen in Bio-Qualität, den Ingwer kaufe ich, natürlich auch in Bio-Qualität. Verfeinert wird der Tee mit einem Teelöffel (oder mehr…) Honig von dem Imker meines absoluten Vertrauens.“

Als Vitamin C-Spender sind die Zitrusfrüchte nicht wegzudenken. Ihr regelmäßiger Genuss stärkt das Immunsystem, das sich besonders in der kalten, feuchten Jahreszeit mit vielfältigen Erregern auseinandersetzen muss. Zitronensaft, halb und halb mit Wasser vermischt, stillt hervorragend den Durst. Aber auch die Schalen haben es in sich: ätherische Öle aus ungespritzten Zitronen wirken harntreibend, bakterientötend, als Tonicum bei Mundentzündungen usw. Diese Öle sind auch für den unvergleichlichen Geruch der Früchte verantwortlich.

“Wie die Sünde” duften die Blüten der Zitruspflanzen. Eine einzige Blüte kann mit ihrem süßen, schweren Duft einen ganzen Raum erfüllen. Davon kann man sich leicht überzeugen, wenn man ein Zitronenbäumchen, eine Kumquatpflanze oder ein anderes Zitrusgewächs zu Hause kultiviert. Im Sommer können die Pflanzen draußen stehen. Zur Überwinterung mögen sie es gerne kühl, aber hell und natürlich frostfrei. Spätestens beim Anblick der eigenen Pflanze, an der gleichzeitig Blüten, unreife und reife Früchte hängen, kann man sich dann fühlen wie ein Kaiser!

Seit Jahrtausenden wird Ingwer – und damit sind stets die unterirdischen Rhizome gemeint – u.a. verwendet, um Schmerzen zu lindern, Muskelkater vorzubeugen, Entzündungen zu hemmen, den Appetit anzuregen, die Verdauung zu fördern, Krämpfe zu lösen, Herz und Immunsystem zu stärken, den „Kater“ nach einer durchzechten Nacht zu bekämpfen sowie Blähungen zu treiben. Der chinesische Philosoph Konfizius (551 v.Chr. – 479 v.Chr.), von dem behauptet wird, dass er seine Mahlzeiten niemals ohne Ingwer zu sich nahm, empfahl allen, die auf Reisen gingen, kandierte Wurzelstückchen mitzunehmen, um die zu erwartenden Strapazen besser zu überstehen. Auch heutzutage gibt es in Apotheken Ingwerkapseln, -tabletten, -tropfen gegen Reiseübelkeit zu kaufen.

Tipp: Ingwer selber anbauen – die Anleitung

Ingrid Müller
Kontakt über die Redaktion

Judith Koch: „Um es kurz zu sagen: Im Winter habe ich kein Lieblingskraut 🙂

Lavendelo-AUtorin Judith Koch

„Es gibt nur ganz wenige Pflanzen, wie z.B. die Vogelmiere, die tatsächlich noch frisches Grün produziert. Bei allen andern Kräutern sind es die ‚Durchhalteblätter‘, die noch stehen und nicht erfrieren, weil sie sich beispielsweise wie beim Spitzwegerich oder Löwenzahn ganz dicht an den Boden drücken. Altes Pflanzengrün hat zudem zum Beispiel so gut wie überhaupt kein Vitamin C, da es primär nur bei jungem Grün produziert wird.

Alles das, was da noch auf unseren Wiesen zu finden ist, ist allenfalls noch ’Notfallgrün’. Aber das sollten wir den Kräutern lassen, damit sie gut über den Winter kommen, denn bei Sonnenschein produzieren sie noch Zucker, und der ist für die Pflanze überlebenswichtig.

Ansonsten isst man Wintergemüse und würzt mit getrockneten Kräutern oder solchen von der Fensterbank.
Der Frühling ist heiß erwartet, da geht es mit dem Scharbockskraut los, aber vorher ernte ich nichts mehr draußen.“

Judith Koch
Tipp: Ihr aktuelles Buch „Der grüne Weg zur Heilung“ hilft auch über den Winter. Zur Rezension im Lavendelo-Blog

Sandra Vielmetti empfiehlt die WALD-ENGELWURZ als Wildkraut im Winter

„Bei uns ist die ‚echte‘ Angelika nicht so verbreitet, aber die Wald-Engelwurz findet man durchaus immer wieder an Waldrändern und Wegen.

Der Unterschied ist die Dolde, die bei Angelica archangelica noch runder ausgebildet ist. Bei der Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) ist sie eher ein Schirm.

Das erste Bild zeigt, wie sich die zusammengelegte, noch schlummernde, mächtige Dolde aus der Blütenknospe der Wald-Engelwurz entpuppt! Beinahe wie ein Schmetterling aus dem Kokon.
Wunder in der Natur verblüffen immer wieder, wenn wir sie zulassen und in uns aufnehmen. Zaghaft öffnet sich die schützende Hülle um sie herum. Man spürt förmlich die Kraft, die der zukünftigen Blüte entspringt. Zaghaft, dennoch voller Lebenskraft, zwängt sie ihre beschützende Hülle auf, um uns mit ihrer wunderbaren Dolde und ihrer noch mächtigeren Wurzel zu dienen.
Die schlummernde Kraft ist nun in einer sich auf den Mittelpunkt zentrierten Kraft herangereift. Viele wiederum kleine Schirmchen (Döldchen) bilden ein großes Schutzschild, das auch als Signatur der Pflanze verstanden werden kann.

Engelwurz – die Beschützende – die Engelhafte: Schon der Name “Engel” im Pflanzennamen verrät uns ihre nährenden Kraft für die Götter – oder göttlich für uns. Es trifft sicherlich beides zu.
Mit ihrem glatten Stängel unterscheidet sie sich zu ihren Artgenossen, die mit kantig und rauem Stängel (Wiesenbärenklau) oder mit weißlichen Linien (Wiesenkerbel) bzw. rot geflecktem Stängel (Wasserschierling) ihre Signatur prägen. Die große, beinahe schwulstige Blattscheide haben sie alle gemeinsam.

Die Engelwurz ist eine Pflanze, die mich schon sehr lange begleitet und vermutlich auch beschützt – einerseits vor ansteckenden Krankheiten, sagt man, vielleicht aber auch vor “negativen Einflüssen”, um auf dem Weg zu bleiben, gestärkt zu sein, verwurzelt zu sein. Kraftvoll und authentisch sein zu dürfen, das hat sie mich gelehrt.
Ein kraftvolles Lichtfeld, voller Energie und Tatendrang umgibt sie, auch das haben mir meine Seminar-Teilnehmer schon bestätigt, dass sie das bei mir so empfunden haben.

In den Samen, ist noch einmal mehr ihre Kraft gespeichert, die wir genau JETZT sammeln sollen, um sie einerseits als Schutz bei uns zu tragen und auch, um ihre wertvollen ätherischen Öle, die für Widerstandskraft, Ausdauer, Willensstärke stehen, in uns aufnehmen zu können.

Sandra Vielmetti Wildkraut im Winter: Wald-Engelwurz Anwendungen

Sandras Rezept für dich: Engelwurz-Thymian-Salbe
Zutaten für 200 g

  • 10 g Engelwurz-Wurzeln getrocknet
  • 2 g Quendel getrocknet
  • 300 g Olivenöl
  • 25 g Bienenwachs
  • 20 g Lanolin
  • Naturreine ätherische Öle (0,5%-ige Kinderdosierung)
    10 Tr. Lavendel fein
    5 Tr Myrte (Myrtus communis)
    2 Tr. Wacholderbeere
    2 Tr. Kamille römisch
    4 Tr. Benzoe Siam

Anleitung:
Die getrockneten Kräuter in ein Becherglas geben und mit dem Olivenöl übergießen. Im Wasserbad über mehrere Stunden hinweg bei maximal 60° C ausziehen lassen. Anschließend sauber mit einem Leinen- oder Baumwolltuch abfiltern.
Den Ölauszug mit Bienenwachs (Schmelzpunkt 65° C) und Lanolin klar aufschmelzen. Anschließend kurz abkühlen lassen und die ätherischen Öle gut einarbeiten. Zügig in Tiegel abfüllen und beschriften.
Bei Erkältungsanzeichen auf Brust, Rücken oder Fußsohlen auftragen und sanft einmassieren.

Info zur Dosierung ätherischer Öle
Die regulationsphysiologische Dosierung in der Aromapflege liegt bei 1%. Das entspricht 10 Tropfen auf eine Menge von 50 ml Öl bzw. 50 g fertigem Balsam. Für Kinder soll die Menge halbiert werden. Für Kleinkinder ist der Balsam ohne das Ergänzen von ätherischen Ölen ausreichend.

Hast du schon einmal die Samen der Angelica gekaut? Man merkt ihre Kraft, die zuerst den Mundraum und anschließend den ganzen Körper in ein wohlig warmes Gefühl taucht, das in unserem Magen und in weiterer Folge auch im Darm ihre Energie verströmt. Probier es aus! Ein Angebot, dass sie uns in reichlicher Fülle zur Verfügung stellt. Weitere Inhaltsstoffe und Anwendungen gibt es zuhauf in den Büchern nachzulesen.
Wenn du meinem Gefühl folgen kannst, dann spürst du, welche Botschaft sie für uns hat und wo sie genau DIR helfen kann, deinen WEG zu ebnen.”

Sandra Vielmetti
https://www.kraeuterundgeist.at/

Dr. Elke Puchtler liebt den bunten Strauß an Winteraromen

Buch Lavendelschätze von Elke Puchtler

Aromen, die Herz und Seele wärmen: „Ich liebe im Winter tatsächlich den bunten Strauß an Winteraromen. Ich genieße den Zimt in meinem Porridge mit Walnüssen, Äpfeln und frischen Datteln, ein Hauch von Kardamom und Tonkabohne zieht mit dem Duft nach Stollen durch meine Wohnung, mein Lippenbalsam für den Winter duftet nach Rose, aus der Destille bringt der feine Duft der Orange Sonnenstrahlen in die Seele, an kalten Tagen liebe ich die wohlige Wärme von Ingwertee mit Orange und Honig, wenn der Schnee leise rieselt, genieße ich am Feierabend auch einmal einen Punsch mit Gewürzen, Aroniabeersaft und Quittensaft oder eine heiße Trinkschokolade mit Lavendel, meiner Herzenspflanze.

Ich wünsche euch einen besinnlichen, wohlduftenden Advent mit vielen weihnachtlichen Düften und Aromen, die Herz und Seele wärmen!“

Dr. Elke Puchtler
https://www.elke-puchtler.de/

Die Wildkräuterköchin Claudia Schulte zur Hausen mixt das Winter-Gewürz „Scharfe Tanne“

Claudias liebstes Winterwildkraut ist ein immergrüner Baum: die Weißtanne. Wenn sie bei winterlichen Wanderungen Tannenzweige, die von Waldarbeiten übrig sind, auf dem Boden findet, nimmt sie gerne ein paar mit… Was halt so in die Jackentaschen passt.

„Ich mag den Griff in Weißtannenzweige, die Nadeln sind fest und weich zugleich und nicht so pieksig wie bei der Fichte. Außerdem liebe ich ihren Duft. Schon während ich die Nadeln klein hacke, steigt mir das Aroma in die Nase. Tanne duftet nach waldiger Mandarine. Deswegen kombiniere ich gerne Weißtanne und Mandarinenschale, dazu passt roter Pfeffer. Alles ab in den Mixer – fertig ist mein Winter-Gewürz „Scharfe Tanne“. Geht ruckzuck – und ich bin nach der aromatischen Tannenschnippelei schon beinahe tiefenentspannt.

Claudia Schulte zur Hausen
https://wildkraeuterkoechin.de/

Ingrid Pummer verarbeitet das Kraut an sich zum „Superfood“

„Mein Lieblingskraut im Winter ist tatsächlich ein Kraut im wahrsten Sinn des Wortes: Sauerkraut und Rotkraut. Beides ist nicht nur super lecker und lässt sich mit Gewürzen herrlich verfeinern und aufpeppen, es lässt sich auch hervorragend zum „Superfood“ verarbeiten, indem man es fermentiert.

Die Reihe der Vorteile ist lang: Neben den wertvollen Milchsäurebakterien, die u.a. unseren Darm gesund halten, tummeln sich nach der Fermentation auch noch viele nützliche Vitamine im Glas. Vitalstoffe bleiben erhalten, Konservierungsstoffe sind nicht notwendig und so habe ich den ganzen Winter über sozusagen „frisches“ Gemüse zur Hand.

Meine Lieblingskombi bei Rotkraut: beim Fermentieren (oder danach) Berberitzen dazugeben. Sie sind eine zusätzliche Vitamin-C-Quelle und der säuerlich-fruchtige Geschmack harmoniert hervorragend mit dem säuerlich-knackigen Gemüse.“

Ingrid Pummer
https://www.hexentee.de/

Tipp: Kraut lässt sich auch zu Salat verarbeiten und dabei blieben die Vitamine und gesunden Inhaltsstoffe auch erhalten. Zwei Rezepte dazu gibt es in der Ausgabe 24, Winter 2022

Karin Bechstein erntet Bergbohnenkraut für Dufterinnerungen

Das Bergbohnenkraut wird auch Winterbohnenkraut genannt. In der Tat ist es eine ausdauernde, winterharte, immergrüne Staude. Geerntet werden kann das ganze Jahr. Selbst im verblühten Zustand haben die Triebe noch gute Würzkraft und verströmen schon beim Abschneiden / Pflücken / Abbrechen einen intensiven Duft.

„Genau diesen Umstand mache ich mir für die regelmäßigen Besuche bei meiner Freundin zunutze. Sie ist im Alter blind und dement geworden, aber über die Düfte von Blumen und Kräutern ist Kommunikation schnell möglich. Thymian, Rosmarin, Basilikum und vor allem Bohnenkraut mag sie besonders gerne. Ganz offensichtlich genießt sie den Duft, und manches Kraut weckt vermutlich auch (Urlaubs-) Erinnerungen.

Bis vor zwei Jahren wusste ich nicht, warum das Bohnenkraut auch Pfefferkraut genannt wird. Du auch nicht? Dann zupf in der nächsten Saison mal eine einzelne Blüte ab und probier sie!

In der Küche nutze ich das Bohnenkraut in allererster Linie zum Würzen des Bohnen-Kochwassers. Die Blättchen sind roh sehr hart. Bohnenkraut enthält zahlreiche ätherische Öle, Bitter- und Gerbstoffe. Die Inhaltsstoffe wirken belebend und fördern die Produktion von Magensaft. Bei hartnäckigem Husten kann ein Tee aus Bohnenkraut Linderung bereiten.“

Karin Bechstein
Mehr zu ihr beim Lavendelo unter “Über uns”

Tine Sprandels Wildkraut des Winters ist der Kleine Wiesenknopf

Tines Lieblingskraut ist der Kleine Wiesenknopf, der in ihrem Garten verwildert und im Winter grün bleibt. Der Geruch der Blätter ist gurkenähnlich und der Geschmack ist leicht gurkenartig, nussähnlich. Jüngere Blätter sind leicht, ältere Blätter stärker adstringierend. Die Blätter schmecken im Winter und Frühjahr angenehmer als im Sommer. „Ich ernte davon eine Handvoll Blätter, hacke sie ganz klein und und mische sie mit einem feinen Olivenöl, etwas Orangenöl, Pfeffer und Salz zu einem Dip. Passt köstlich zu Pellkartoffeln.

Was ich besonders mag: Der Kleine Wiesenknopf bindet Mineralien und Nährstoffe aus dem Boden und speichert sie in pflanzenverfügbarer Form. Daher ist der Kleine Wiesenknopf auch eine hervorragende Mulchpflanze!”

Der Kleine Wiesenknopf ist auch unter dem Namen Pimpinelle eines der sieben klassischen Gewürzkräuter der Frankfurter Grünen Soße.

Tine Sprandel
Herausgeberin Lavendelo

Christiane Büch: “Die Brunnenkresse ist ein richtiges Wunderkraut”

“Am liebsten mag ich die Brunnenkresse frisch auf dem Brot. Sie ist ein richtiges Wunderkraut.” Die immergrüne Brunnenkresse wuchert an fließenden Gewässern – nicht zu verwechseln mit der Gartenkresse! Die Brunnenkresse ist (noch) selten, am ehesten findest du sie auf dem Wochenmarkt oder in Bioläden. Die Pflanze wirkt blutreinigend, antibiotisch, immunstärkend. Dank ihrer pflanzlicher Verbindungen, die als Antioxidantien gelten, schützt sie vor Zellschäden durch freie Radikale. Mit großer Kraft fördert sie das Ausscheiden von Schlacken und so kann so möglicherweise vor Krebs schützen (Hecht SS / Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 1995).

“Was ich noch an der Brunnenkresse mag: Sie ist eine Zeigerpflanze für sauberes Wasser.”

Ein weiterer Vorteil der Brunnenkresse: Man benötigt nur geringe Mengen. Ähnlich wie Grünkohl eignen sich ihre Spitzen für einen Salat, Quark oder eben pur auf ein Brot. Eine kleine Prise Brunnenkresse verleiht einem Smoothie eine interessante Note. Du kannst sie auch wie Bärlauch zu einem Pesto verarbeiten.

Christiane Büch
Herausgeberin Lavendelo 

Wildkräuter: Der Winter hat grünes Potenzial

Du siehst, der Winter hat grünes Potenzial. Man muss nur wissen, wo und wie. Ernte immer nur so viel, wie du brauchst und achte darauf, der Natur insgesamt mehr zurückzugeben, als ihr zu nehmen.

Hast du auch einen Favoriten im Winter? Ein Kraut, das dich stärkt, Vitamine und Mineralien liefert, die graue Stimmung aufhellt? Erzähle uns davon in einem Kommentar – das motiviert andere, etwas Neues auszuprobieren und auch im Winter mehr Natur zu erleben.

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  • Sibylle Hasler Dez 11, 2022, 1:03 pm

    Hallo liebes Lavendelo-Team,
    wieder einmal ganz inspirierende Ideen und Anregungen, um den Winter drinnen und draußen in der Natur zu genießen.
    Jedesmal warte ich ganz gespannt auf die Vielfalt, die ihr so sorgfältig und umfassend zusammenstellt.

    Ganz herzlichen Dank dafür

    Reply
    • Das Lavendelo - Redaktion Dez 12, 2022, 12:12 pm

      Liebe Sibylle, danke! Das ist wunderbar zu hören! Vielen Dank vom Lavendelo-Team

      Reply
  • Johanna Maria Quis Dez 11, 2022, 3:18 pm

    Ich mache aus allem was ringsum auf der Wiese wächst Kräuterbutter. Neben Vogelmiere und Brunnenkresse schätze ich dafür auch besonders den Blutampfer, der sich bis jetzt wacker in der Kälte hält. Auch für Quark ist das Ganze gut, immer mit ein bisschen Salz und Sojasauce.
    Wann genau erscheint denn das Lavendelo?

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    • Das Lavendelo - Redaktion Dez 12, 2022, 12:16 pm

      Vielen Dank, den Blutampfer nutze ich auch solange es geht – jetzt liegt bei uns überall Schnee drüber. Wir geben den genauen Erscheinungstermin des neuen Lavendelos über den Newsletter bekannt – wir sind dran!

      Reply
  • Barbara Pohlmann Jan 15, 2023, 11:47 am

    Mein Lieblings“Kraut“ im Winter ist Hagebutte. Lässt sich nach dem ernten hervorragend konservieren (trocknen, einkochen oder einfrieren) so dass ich immer Vitamin C im Haus habe. Als Tee oder ins Müsli, in den Quark oder ins Chutney oder mit in die „rote Grütze“ .
    Hagebutten haben zusätzlich zu dem hohen Vit.C-Gehalt auch Galaktolipide die sich bei Entzündungen, Gelenkproblemen und Arthrose positiv auswirken, sowie die Stabilität von Knorpeln, Sehnen und Bändern verbessern.
    Alles in allem lecker und gesund.

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