Autorin Lavendelo Ingrid Müller

Ingrid Müller

„Bunt, wild, schön“ – so beginnt der Titel von Ingrids Buch.

Und so schreibt sie auch. Die Pflanzenporträts und Artikel von Ingrid Müller sind anschaulich, oft mit einem leichten Augenzwinkern und gut verständlich. Woher kommt dieser Zugang zur Natur und die Fähigkeit, sie anderen näher zu bringen? Wir haben Ingrid gefragt und das sind ihre Antworten:

Du schreibst öfters für das Lavendelo, was bedeutet für dich “Natürliches. Selber. Machen”?

„Das mache ich natürlich selber!“, denke und sage ich oft und darum ist das Lavendelo wie für mich gemacht.

Seitdem mir als 18-Jähriger mein erstes selbst genähtes Kleid gut gelungen war, bleibt mein Kleiderschrank eine konfektionsfreie Zone. Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel, denn für Hosen habe ich einfach noch nicht das perfekte Schnittmuster gefunden.

Das Selber-Machen bezieht sich auch auf Stricksachen: Pullover, Jacken, Strümpfe und Decken zu stricken kostet zwar viel Zeit und ist mitunter teurer als Fertigware, doch die Freude und der Stolz darüber, ein Unikat mit den eigenen Händen geschaffen zu haben, sind nicht mit Geld zu bezahlen.

Pflanzen lassen sich selbstverständlich nicht selber machen, doch sie lassen sich selber heranziehen. Mit großem Staunen begleite ich in jedem Frühjahr das Naturwunder, wie aus einem Samenkorn im Laufe einiger Wochen eine Pflanze heranwächst.

Wann hast du die Natur für dich entdeckt? Gibt es einen entscheidenden Moment?

Ein „Flora-Gen“, das für die Liebe zu Pflanzen verantwortlich wäre, konnte bislang im menschlichen Erbgut nicht nachgewiesen werden. Wenn es diese Erbanlage gäbe, hätte ich sie bestimmt in doppelter Ausfertigung, denn die Liebe zu Pflanzen ist fest in mir verankert. Bereits als kleines Mädchen kam ich von Spaziergängen mit meinen Eltern stets mit einem Blumenstrauß nach Hause. Jahre später betreute ich im Garten mit Hingabe die Himbeerhecke und das Gemüsebeet. Als logische Konsequenz bei so viel Nähe zu Pflanzen folgte nach dem Abitur ein Lehramtsstudium der Biologie und Chemie. Zum Leidwesen meiner Schüler, die eher an Tieren interessiert waren, lenkte ich den Unterricht, so oft es ging, in Richtung Pflanzenkunde.

Wie oder woher bekommst du deine Ideen für die Anleitungen oder Artikel?

Die Ideen sind so vielfältig wie die Pflanzen, über die ich schreibe. Mal inspiriert mich ein unverhofft wahrgenommener Duft, mal eine besonders geformte oder gefärbte Blüte. Oft sind es äußere Anlässe, die mich dazu bringen, mich näher mit einer Pflanze zu beschäftigen, wie zum Beispiel die Wahl zur „Blume des Jahres“ oder zum „Baum des Jahres“. Auf Spaziergängen, beim Radfahren oder im Garten ergeben sich so viele Anregungen, dass die Ideen nicht ausgehen werden.

Bist du jemand, der einfach loslegt und dann schaut, ob daraus etwas werden könnte, oder planst du genau, fertigst Skizzen oder ähnliches?

Das ist unterschiedlich. Manchmal schreibe ich einen Text in einem Rutsch durch. Doch manchmal fange ich voller Elan an, komme nicht weiter, sammle weitere Informationen aus Büchern und dem Internet und beginne nochmal von vorne. Oft grübele ich tagelang über den letzten Satz nach, denn ich mag es, wenn er Bezug zum Anfang nimmt.

Bei meinem jüngsten Nähprojekt habe ich zunächst aus Baumwollstoffresten Quadrate zugeschnitten, nach Farben sortiert und wild drauf los genäht ohne zu wissen, was dabei entstehen würde. Ergebnis: zwei große Decken und drei Taschen.

Wie sieht dein Lieblingsarbeitsplatz aus? Am See, in der Gruppe, im Sonnenatelier, in der Schreibstube oder …?

Am liebsten und am besten arbeite ich an meinem Schreibtisch. Er steht in unserem Wohn-Gewächshaus und ist im Winterhalbjahr so vollgestellt mit Zimmerpflanzen, dass kaum noch Platz für den Laptop und mich bleibt. Im Sommer ist der Schreibtisch verwaist, denn die Pflanzen sind draußen. Dann arbeite ich gerne am Terrassentisch mit Blick in den Garten.

Zum Nähen habe ich im Keller ein „Nähzimmer“ mit einem großen Zuschneidetisch und meiner überaus robusten Nähmaschine („Pfaff 262“), die schon seit über 50 Jahren zuverlässig alles näht, was ihr unter den Nähfuß kommt.

Die Polsterecke im Wohngewächshaus ist mein Lieblingsplatz zum Handarbeiten. Wenn das Muster nicht zu kompliziert ist, geht Stricken und Lesen (vor allem Krimis) auch gleichzeitig.

Was bringt dich ganz persönlich in Bewegung und was ist deine Berufung?

Was mich antreibt, ist die Neugier auf neue Erkenntnisse über die bunte, wilde und schöne Pflanzenwelt vor unserer Haustür.

Gibt es etwas für dich, das noch ins Lavendelo passen würde?

Das Lavendelo deckt für mich alle Bereiche ab, die mir zum Thema „Natürliches. Selber. Machen“ einfallen und ist immer für eine Überraschung gut.

Wer oder was motiviert dich? Also wie sieht dein persönliches Lavendelo aus?

Mich motiviert das Alltägliche, das mich täglich zum Staunen bringt.

Könnte das Lavendelo für dich ein Raum des Austausches werden?

Das ist es bereits geworden, denn durch das Lavendelo habe ich inzwischen einige tolle Menschen kennenlernen dürfen und freue mich auf weitere Kontakte.

Vielen Dank, liebe Ingrid!

Mehr von Ingrid findest du immer wieder im Lavendelo. Oder schreibe eine Mail an: ingrid.mueller.northeim@gmx.de

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