Wollpoldi
Gabi unterstützt das Lavendelo sehr vielfältig. Ihre Filzwolle gibt es bei uns im Shop, seit neuestem auch eine speziell für uns hergestellte Lavendelo-Mischung. Sie schreibt über Wolle, Hundehaare und über das Färben. Wir zeigen hier das vollständige Interview mit Gabi.
Du schreibst seit dem ersten Heft für das Lavendelo; was bedeutet für dich “Natürliches. Selber. Machen”?
…Sehr viel. Das liegt bestimmt auch an meiner Kindheit. Aufgewachsen bin ich in einer 3-Zimmer-Wohung in der Stadt. Meine Mama (Jahrgang 1922) stammte aus einem kleinen Dorf in der Tschechoslowakei nahe der polnischen Grenze und wurde nach dem Krieg von dort vertrieben. Die liebsten Verwandten konnten /mussten bleiben. Wir besuchten sie jedes Jahr. Die Zeit dort zählte immer zur schönsten des ganzen Jahres. Dort herrschte auch in den 80-er Jahren noch Armut. Was die Menschen nicht zu kaufen bekamen – und das war fast alles -, wurde selber gemacht oder getauscht. Auf keinen Fall wurde irgendetwas weggeworfen! Egal ob Sachgegenstände oder Lebensmittel. Für alles fand sich eine Verwendung.
Beim selber kochen erlebe ich noch ein Geschmackserlebnis. Nichts schmeckt zweimal völlig gleich.Beim Herstellen von Dingen, z.B. von Garnen, habe ich Möglichkeit, zu100% Naturgarn zu verarbeiten und herzustellen. Das finde ich bei fast keinem Industriegarn. Und ich produziere etwas Individuelles.
Wann hast du die Natur für dich entdeckt? Gibt es einen entscheidenden Moment?
…Das waren die jährlichen Ferien bei meiner Tante „Mausi“ in der Tschechoslowakei. Ein altes, ganz einfaches Landhäuschen, mit Plumpsklo im Freien, einem riesigen Obst- und Gemüsegarten und zwei Ziegen. Das waren damals die „Kühe der armen Leute“. Geheizt und überwiegend gekocht wurde im ganzen Dorf mit Holz. Hin und wieder begegnet mir dieser einmalige Geruch noch und weckt auch nach so vielen Jahren ein heimeliges Gefühl. Gekocht wurde bei meiner Tante schon mit einer Propangasflasche, die außen am Haus angebracht war. Wir waren immer im Sommer dort und halfen bei der Verarbeitung sämtlicher Gartenfrüchte. Auch gab es im Sommer eine Sommerküche. Das ganze Leben fand draußen statt.
Wie oder woher bekommst du deine Ideen für die Anleitungen oder Artikel?
…Ich lese und höre sehr viel. Bin offen für fast alles, probiere sehr viel aus und habe ständig irgend eine Idee. Was mir gelingt, gebe ich gerne weiter. Immer vorausgesetzt, es besteht Interesse daran.
Bist du jemand, der einfach loslegt und dann schaut, ob daraus etwas werden könnte, oder planst du genau, fertigst Skizzen oder ähnliches?
…Erwischt! Meist lege ich sofort los und lese nach, wenn etwas schief gegangen ist. Das hat auch schon das eine oder andere (Küchen-)Gerät gekostet. Hätte ich die Anleitung vorher gelesen, hätte ich gewusst, dass man das Messer im neuen Mixer zuerst festschraubt …
Wenn’ s aber drauf ankommt, z.B. beim Bekochen von Gästen und bei bei Auftragsarbeiten, bin ich richtig planvoll.
Wie sieht dein Lieblingsarbeitsplatz aus? Am See, in der Gruppe, im Sonnenatelier, in der Schreibstube …?
Es gibt zwei Lieblingsarbeitsplätze.
Zum einen mein Spinnzimmer. Hier liebe ich es, im Winter am Spinnrad zu sitzen, mit dem Rücken an der Heizung. Die Füße auf einem Schaffell, und wenn’ s richtig kalt wird, habe ich meine Füße auf einer alten Kupfer-Wärmflasche. Theo, mein Herzenshund, ist immer in der Nähe. meist mit dem Kopf auf einem meiner Füße. Und nicht zu vergessen: Der Knopf im Ohr. Ich liebe Hörbücher. Ich kann dann so wunderbar die Gedanken schweifen lassen.
Dann gibt es noch unsere Küche-mit viel Arbeitsfläche, einer Teigknet- und einer Nudelmaschine. Mehr brauche ich nicht an modernem Küchengerät. Ein Radio im Hintergrund. Das spielt aber weniger Musik. Ich lausche lieber dem gesprochenen Wort.
Was bringt dich ganz persönlich in Bewegung und was ist deine Berufung?
… Ich habe *klopf auf Holz* noch zwei gesunde Hände. Und die möchte ich so lange wie nur möglich nutzen. Sprich, ich sehe mich als Handwerker. Das kann im Garten sein, in der Küche, am Spinnrad. Ich habe an fast allem Freude, was ich mache.
Wer oder was motiviert dich? Also wie sieht dein persönliches Lavendelo aus?
…Meine Motivation ist in erster Linie mein lieber Mann. Es liegt mir sehr am Herzen, auch ihm einmal Dankeschön zu sagen, dass er mich in allem, was ich tue, immer unterstützt. Ohne ihn wäre dies alles nicht möglich!
Sowie eine Idee gut umzusetzen und das nächste Mal besser zu machen
Mein persönliches Lavendelo in Form einer Gestalt wäre auf jeden Fall weiblich, eine ganz alte Frau, das Gesicht wettergegerbt, gezeichnet von einem gel(i)ebten Leben. Glückliche strahlende Augen und ganz bunt gekleidet.
Könnte das Lavendelo für dich ein Raum des Austausches werden?
…Auf jeden Fall!
Mehr Infos zu Gabi Angele: www.wollpoldi.de.
Gabis fantastische Filzwolle bei uns im Shop.